Sei ganz Du selbst - Aufklärung macht Mädchen stark

Gruppe Fr kAuch im vergangenen Jahr hatte ich als Sexualpädagogin wieder die Möglichkeit für donum vitae köln viele wunderbare Projekte für Mädchen und Frauen in Köln anzubieten. Durch die großartige Unterstützung der Kirchengemeinde St. Theodor konnten wöchentliche Projekttage im Gemeindezentrum HöVi für die dort ansässige Gesamtschule, so wie für das Gymnasium in Kalk angeboten werden.

Darüber hinaus konnten wir ebenfalls regelmäßige Workshops für die Förderschule Kalk anbieten.

An allen Schulen gibt es einen hohen Bedarf an Unterstützung und unsere Arbeit wird dankbar angenommen und geschätzt.

Doch nicht nur Schulen bitten uns um Unterstützung. Bereits im zweiten Jahr leite ich das sexualpädagogische Projekt für Frauen in der JVA, welches auch von den erwachsenen Frauen sehr gut angenommen wird. Eine Vorbereitung auf ein stabiles Leben nach der Haft steht hier natürlich stets im Vordergrund.

Auch ein weiteres Projekt in einem Wohnheim für Mädchen findet mittlerweile regelmäßig statt.

Zu Beginn einer jeden Veranstaltung werden Regeln festgelegt. Es gibt Vereinbarungen zwischen den Mädchen und mir, wie wir den gemeinsamen Vormittag gestalten wollen. Eine besonders wichtige Zusicherung gebe ich den Mädchen stets vorweg: ich habe eine Schweigepflicht. Denn genau dies macht für Jugendliche einen enormen Unterschied zu dem klassischen Aufklärungsunterricht in den Schulen aus. Ich bin keine Lehrerin und stehe in der Regel nicht im Kontakt mit den Eltern. Die Mädchen dürfen „peinliche“ und unangenehme Fragen stellen, ohne Angst haben zu müssen, dass diese womöglich mit den Eltern beim Elternsprechtag besprochen werden. Als externer Anbieter sehen die Jugendlichen uns nur sehr selten; wir sind nicht in ihren täglichen Schulalltag integriert und können als „Vertrauensperson“ eine positiv besetzte Rolle anbieten.

Eine besonders große Herausforderung in unserer Arbeit ist die Unterschiedlichkeit der Mädchen: unterschiedliche Herkunft der Familien und religiöse Haltungen tragen im Wesentlichen dazu bei, wie die Haltung der Kinder zu den Themen Liebe, Freundschaft und Sexualität aussieht.

Rollenbilder entstehen durch vorgelebtes Verhalten, und die Kinder kommen aus unterschiedlichsten Lebenswelten.

So ergeben sich vielfache Fragen zur Selbstbestimmung, „meine Rolle als Frau“, Partnerschaft, Liebe und Körperwissen.

Die Mädchen haben viele Fragen dazu, wie ein „richtiges Mädchen“ eigentlich sein soll, wie es sich verhalten und aussehen soll.

Botschaften, die Jugendliche tagtäglich zu hören bekommen, sind oftmals konfus und schaffen ein hohes Maß an Unsicherheiten.

Beispiele von Fragen der Jugendlichen:

- Wer darf darüber entscheiden, wen ich einmal heiraten will?

- Dürfen mir meine Eltern verbieten, einen Freund zu haben?

- Mit wem kann ich darüber sprechen, wenn ich zum ersten Mal meine Periode kriege?

- Darf ich aus religiösen Gründen keine Tampons benutzen?

- Wie gehe ich damit um, wenn ich einmal Liebeskummer habe? Ist es nicht besser, dann lieber nie einen Freund zu haben, damit ich nicht verletzt werden kann?

- Ist mein Körper so okay, wie er ist?

- Ist es schlimm, wenn ich mich gar nicht für Jungs interessiere? Und was ist, wenn ich merke, dass ich ein Mädchen liebe?

- Was ist ein „Jungfernhäutchen“ und warum soll das so wichtig sein?

Die Themen werden von uns altersspezifisch ausgewählt. So besprechen wir mit den jüngeren Jahrgängen ausführlich das Thema Pubertät und alles, was dazu gehört. Verschiedene Hygienemittel werden ausgeteilt und vorgeführt, so dass die Mädchen im Umgang mit dem eigenen Körper Scham und Unsicherheiten abbauen können.

Mit den älteren Jugendlichen ist ein zentrales Thema die Verhütung und das Wissen über sexuell übertragbare Krankheiten (STI).

Mein Anliegen ist es, den Mädchen mit „Rat und Tat“ zur Seite zu stehen, mit einer empathischen Grundhaltung eine vertrauensvolle Atmosphäre zu bieten und ihnen den Raum zu geben, mit ihren Ängsten und Unsicherheiten nicht allein sein zu müssen.

Sie sollen Fragen stellen und Dinge ausprobieren, ihren Blick für Neues öffnen und sich in ihrer ganz eigenen persönlichen Rolle wohlfühlen.

Und es soll jedem Mädchen völlig selbstverständlich sein, dass jeder über seinen eigenen Körper selbst bestimmen darf!

Annabell Sofie Reichenbach

Dipl. Sozialarbeiterin

Sexualpädagogin

 

Über den Autor / die Autorin:
Annabell Sofie Reichenbach
Autor: Annabell Sofie Reichenbach
Sozialpädagogin
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