Das differenzierte Angebot der Pränataldiagnostik ist heute ein selbstverständlicher Bestandteil der Schwangerenvorsorge und alle schwangeren Frauen kommen damit in Berührung. Die Schwangeren stehen unter Umständen auch vor der Frage, welche pränatal diagnostischen Untersuchungen sie neben den im Mutterpass vorgesehenen Untersuchungen in Anspruch nehmen wollen, und wie sie nach einem auffälligen Befund damit umgehen wollen.
Man unterscheidet hier zwischen invasiven (Fruchtwasseruntersuchung und Chorionzottenbiopsie) und nicht invasiven Untersuchungen (Ersttrimesterscreening und die neuen Blutuntersuchungen). Da die invasiven Untersuchungen mit einem -wenn auch einem geringen- Risiko für das Kind einhergehen, stellt sich für die Schwangere und ihren Partner die Frage, ob sie dieses Risiko tragen wollen.
Neben der medizinischen Aufklärung durch den behandelnden Gynäkologen ist die psychosoziale Beratung hier ein wichtiges Angebot. Die Beratungsstelle des Ortsverbandes Köln hat im letzten Jahr zu Fragen von Pränataldiagnostik 50 Klienten beraten. Diese wurden teilweise von der Schwerpunktpraxis „Pränatal Plus“, der Uni Klink Köln und den niedergelassenen Gynäkologen an uns verwiesen oder kamen auch über unsere Webseite zur Beratung.
Auf Wunsch der Klientin arbeitet die Beratungsstelle mit weiteren Organisationen zusammen: Frühförderungseinrichtungen, Entbindungskliniken, Bundesverband für Mehrfach- und Körperbehinderte, Kontakte zu betroffenen Eltern, Adoptionsberatungsstellen, Bestatter, Seelsorger, Hebammen, Therapeuten, „deutsches down-syndrom infocenter“, Down-Syndrom Ambulanz
Fast immer kamen Paare in die Beratung.
Mit welchen Anliegen kamen die Ratsuchenden in die Beratungsstelle:
- Die Beratung vor Pränataldiagnostik wird immer wieder von Frauen und ihren Partnern wahrgenommen, die nicht wissen, welche Untersuchungen für ihre Situation die richtigen sind. Neben der Aufklärung hierüber ist aber auch das Recht auf Nichtwissen in der Beratung ein wichtiges Thema.
- Die Beratung nach einem auffälligen Befund löst häufig einen Schock aus, der eine Krisenintervention notwendig macht. Einfühlsam versucht die Beraterin auf die Bedürfnisse einzugehen und stellt häufig fest, dass ein Gespräch zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich ist. Immer wird ein weiteres Gespräch vereinbart und wir verstehen uns als Zeitgewinner, d. h. wir ermutigen die Frauen und Paare, sich genügend Zeit für die Entscheidung zu nehmen.
- Beratung bei zu erwartender Behinderung des Kindes. Hier geht es um die Hilfe bei der Entscheidungsfindung, indem das Paar die Möglichkeit hat, seine Emotionen in einem geschützten Rahmen zum Ausdruck zu bringen. Das kann bedeuten, vorhandene Ressourcen zu stärken, Loyalitätskonflikte anzusprechen, Trauerprozesse zu begleiten, Ermutigung für ein Leben mit einem behinderten Kind und über Spätabbruch zu informieren. Der Satz „Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Entscheidung“ ist für die Beratung auch hier elementar.
- Weitere Beratungsaufgaben: Die Begleitung nach Entscheidungsfindung für das Kind mit handicap über die Geburt hinaus beinhaltet auch unter anderem die Vermittlung zu Frühförderstellen und Selbsthilfegruppen oder auch zu anderen betroffenen Eltern.
Die Beratungen und die Trauerbegleitung nach Fehl- und Totgeburt und nach Abbruch nehmen zu.
Die Intention der Beratung ist ein zielorientierter, auf den Schutz des Lebens ausgerichteter und ein ergebnisoffener Prozess. Dieser soll zu einer Entscheidung führen, mit der das Paar jetzt und zukünftig leben kann.
Bärbel Cramer-Ihrac
-Beraterin-