Das Jahr 2020 stellte viele Menschen vor vielfältige Herausforderungen. Schwangere Frauen waren davon besonders betroffen. Die Auswirkungen davon haben wir auch in unserer Arbeit gespürt. Viele Sorgen und Ängste wurden an uns herangetragen. In welchem Krankenhaus darf einen der Partner unter der Geburt begleiten? Darf auch eine andere Person mit zur Geburt kommen? Was ist, wenn die Schwangere jemanden braucht, der ihr die deutsche Sprache übersetzt? Besonders tragisch wird es, wenn Väter bei keinem Ultraschall dabei sein können und es später zu einem auffälligen Befund kommt.
Auch wir mussten auf Sicherheitsabstand und Hygieneregeln achten. Trotzdem haben wir uns an den Wünschen der Frauen orientiert. Gerade in der PND Beratung ist eine persönliche Beratung wichtig. Und auch bei den anderen Beratungsfällen fiel auf, dass die Einschränkungen, die die Frauen unter der Geburt oder während der Schwangerschaft erlebt haben, in der Beratung viel Raum und Zeit in Anspruch nahmen. Es ist uns wichtig, Menschen dort aufzufangen, wo sie stehen.
In der psychosozialen Beratung bei diagnostischem Befund wird die Trauer über den Verlust des „gesunden“ Wunschkindes intensiv besprochen. Die Schwangerschaft ist von der Schwangeren und ihrem Partner gewünscht. Besonders bedeutsam ist der Verlust häufig für Frauen, die auf das 40.Lebensjahr zugehen. Da stellen sich neue Schwangerschaften nicht mehr so schnell ein und die Fruchtbarkeit lässt im Alter nach. Da wird ein auffälliger Befund als sehr gravierend erlebt und die Annahme eines behinderten Kindes ist in diesem Alter meistens nicht mehr vorstellbar. Der Druck für diese Frauen steigt immens, wenn ein erstes oder auch noch ein zweites Kind gewünscht wird. Die Frauen wenden sich dann häufig an ein Kinderwunschzentrum und erhoffen sich durch eine künstliche Befruchtung (Insemination), dass sich eine Schwangerschaft einstellt. Die Behandlungen in den Kinderwunschzentren sind für die Frauen, sowie für die Beziehung zu ihrem Partner, eine sehr belastende Zeit.
Die Zeit des Wartens, ob sich eine Schwangerschaft einstellt oder nicht, führt bei vielen Paaren zu Spannungen. Konflikte, die zwischen dem Paar immer schon bestanden haben, werden als nicht lösbar und sehr verletzend erlebt. Es wird oft mit übermäßiger Wut und Verzweiflung darauf reagiert. In der Beratungsarbeit erleben die Frauen und Paare einen geschützten Raum für ihre Gefühle, wie z. B. Trauer, Hilflosigkeit, Wut und Verzweiflung. In dieser angespannten Situation besteht der Auftrag in der Beratung darin, zwischen den Partnern zu vermitteln und Missverständnisse zu klären. Wichtig ist, dass das Paar wieder aufeinander zugeht und in eine positive Haltung zurückfindet. Die Hoffnung, sowie die Zuversicht, dass es zu einer weiteren Schwangerschaft kommen wird, erscheint vielen Frauen überlebenswichtig. Dieses Ziel gibt ihnen unendlich viel Kraft und Ausdauer. Aber auch die Perspektive, ohne eine weitere Schwangerschaft weiter zu leben, wird bei uns thematisiert und ist wichtig für die Transparenz in der Beratung.
Die dargestellte Beratungsarbeit ist zeitintensiv, reguliert die unterschiedlichsten Gefühle des Paares, gibt Freude, Mut und Hoffnung weiter und begleitet die Partner in einem längerfristigen Prozess.