2020 wird vielen von uns immer als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem, getrieben durch die Pandemie, auch zahlreiche digitale Werkzeuge in unserem Alltag einen festen Platz bekamen. Die Webcam an unseren Notebooks gab es schon lange, aber wer hat sie schon genutzt? 2020 wurden diese Kameras zusammen mit Videokonferenzsoftware für viele zu einem quasi Standardkommunikationsmittel, mit dem man von Zuhause aus in Kontakt mit seinen Mitmenschen bleiben konnte. Auch für unsere Beratungsstelle wurde schnell deutlich, dass wir hier Möglichkeiten nutzen wollten, um Hilfesuchenden auch unter den schwierigen Bedingungen der Pandemie neben dem Telefon eine zusätzliche virtuelle Kontaktmöglichkeit zu bieten.
Die Arbeitsplätze unserer Beratungsstelle sind zwar gut mit IT-Technik ausgerüstet, eine Webkamera gab es allerdings noch nicht. Externe Webkameras, die man mit einem Stecker an den Computer anschließt, gab es dann auch leider nicht mehr so einfach zum Nachrüsten zu kaufen. Überall waren diese Kameras ausverkauft, und so dauerte es eine ganze Weile, bis wir beliefert werden konnten. Diese Zeit wurde von uns genutzt, um für uns ein eigenes Videokonferenzwerkzeug zu suchen und zu installieren.
Unser Beratungsraum und das, was in diesem besprochen wird, genießt bekanntlich einen hohen Schutz. Selbst Richter könnten nicht so einfach die Herausgabe von Details eines Beratungsgespräches verlangen. Was im analogen Bereich gilt, muss seine Entsprechungen auch im Digitalen finden. Die Nutzung eines Videokonferenzsystems wie z. B. Zoom, Skype, Google Meet oder Facetime usw. waren aus diesem Grunde nicht geeignet, da der Datenschutz bei diesen meist amerikanischen Unternehmen nicht ausreichend gegeben ist.
So sind wir auf die Software Nextcloud aufmerksam geworden. Mit dieser Cloudanwendung können wir über einen Server sicher und datengeschützt Beratungsgespräche als Videokonferenz abhalten. Die Software ist Open Source, das heißt, es steht jedem frei, die Funktionsweise der Software zu studieren. In diesem Sinne können wir sicher sein, dass keine Hintertüren verbaut sind, über die Inhalte der Beratungsgespräche an Dritte gelangen könnten. Nextcloud ist unter der GNU Lizenz AGPLv3 veröffentlicht, welche es auch jedem erlaubt, die Software ohne Lizenzgebühren zu kopieren und zu installieren. Ganz „kostenlos“ ist die Sache freilich für uns dann doch nicht, denn wir beauftragten eine Firma, für uns den nötigen Server zu betreiben und die Installation immer wieder zu warten.
Noch sicherer wäre es, wenn wir Nextcloud auf unserem eigenen Server, der in unserer Beratungsstelle steht, betreiben könnten, auf dem schon die sonstige IT für unsere Büros läuft. Dazu wären aber hier weitere Änderungen und Anschaffungen nötig, die nicht so schnell umgesetzt werden konnten. Je nachdem, ob wir auch nach der Pandemie die Möglichkeit haben wollen, eine Beratung per Videobild immer wieder mal anbieten zu können, werden wir entscheiden, ob wir mit dem Videokonferenzwerkzeug von dem momentan angemieteten externen Server auf unseren eigenen Server im Büro umziehen.
Unter normalen Bedingungen ist eine Beratung, in der unsere Beraterinnen den Hilfesuchenden physisch gegenüber sitzen, sicher in allen Belangen vorzuziehen. 2020 hat dazu geführt, dass wir nun aber einen weiteren Kanal für unsere Arbeit erschlossen haben. Das verbuchen wir positiv auf der Habenseite.