2020 war ein Jahr, das uns vor ganz neue Herausforderungen stellte.
Im März war klar: „Die Mitarbeiterinnen der Taborstube dürfen nicht mehr arbeiten. Der Keller ist zu schlecht zu belüften und niemand weiß, wie hoch die Ansteckungsgefahr ist.“
Was aber sollten wir mit den Hilfe suchenden Müttern machen? Zunächst haben wir, soweit es ging, die Termine verschoben. Aber die Babys kamen weiter zur Welt, Eltern verloren in Folge der Pandemie ihre Arbeit oder kamen in Kurzarbeit. Mancher Minijob ging verloren. Flohmärkte fanden nicht mehr statt und somit gab es für viele kaum Möglichkeiten, in Eigeninitiative preiswerte Kindersachen zu erstehen.
Über 100 schwangere Frauen wurden 2020 von Beratungsstellen und Familienhebammen an unsere Taborstube verwiesen. Familienhelferinnen und Flüchtlingsunterkünfte schickten zusätzlich Mütter in finanzieller Notlage zu uns, die z.B. nicht wussten, wie sie den Ranzen für die Einschulung oder die vorgeschriebene Regenkleidung für die Kita finanzieren sollten. Alle übrigen Termine gingen an „Stammkunden“.
Zunehmend wandten sich auch die Eltern an uns, die in den vergangenen Monaten oder sogar Jahren unsere Unterstützung nicht mehr benötigt hatten und erst durch die Pandemie wieder in finanzielle Schwierigkeiten gerieten. Diese Familien vertrauen darauf, dass „Hilfe für Frauen“ mit der Taborstube das soziale Auffang-Netz ist, auf das sie sich verlassen können, wenn ihnen die eigene Familie oder Freunde nicht mehr helfen können und staatliche Hilfsangebote unzureichend sind.
Obwohl wir nur noch fertig gepackte Kleiderpakete anbieten konnten, haben wir bis Jahresende 550 mal Kinder komplett eingekleidet. Als unsere Vorräte zu Ende gingen, haben wir zunächst neue preisreduzierte Kleidung zukaufen müssen. Glücklicherweise begannen dann sehr viele Mitbürger ihre Zeit im Homeoffice und die Kontaktbeschränkungen dazu zu nutzen, Überflüssiges auszusortieren oder Keller und Dachboden zu entrümpeln. Seit dem Sommer werden fast täglich kistenweise Sachen zu uns nach Hause gebracht. Bis zur Erstellung eines Hygienekonzepts für das Taborzentrum konnten so einige Mitarbeiterinnen auf unserer Terrasse alles Brauchbare zumindest nach Größen vorsortieren. Soweit notwendig wurden die gespendeten Kinderwagen gereinigt und repariert, verschmutzte aber ansonsten gut erhaltene Kleidung gewaschen.
Außer der Kleidung gaben wir 98 Kinderwagen, 32 Bettchen, 26 Autositze, Wickelzubehör und vieles mehr an die Mütter weiter, was aufgrund der Hygienebestimmungen weiteren Aufwand erforderte.
Heiß begehrt waren auch Spielsachen, Bücher und Gesellschaftsspiele. Besonders Eltern, die nicht nur mehrere Kinder in zu kleinen Wohnungen beschäftigen mussten, sondern auch selbst im Homeoffice arbeiteten und mit den Schulkindern Hausaufgaben zu machen hatten, litten zusätzlich darunter, dass auch die öffentlichen Büchereien geschlossen blieben.
Auch 2021 werden wir uns bemühen, in Not geratenen Müttern und deren Kindern, soweit es in unseren Kräften steht, so gut wie eben möglich zu helfen, um so deren Leben zu erleichtern und etwas mehr Freude in das Leben dieser Familien zu bringen.