Gekommen, um zu bleiben

Frau Rita WaschbüschUnter diesem Motto feierte der Bundesverband von donum vitae am 13./14. September 2019 in Karlsruhe sein zwanzigjähriges Bestehen.

Nach der Wiedervereinigung wurde der Paragraf 218 neu geregelt. Seitdem gilt in der Bundesrepublik eine Art „Fristenlö-sung mit Beratungspflicht“. Das heißt, eine Abtreibung bleibt während der ersten 12 Schwangerschaftswochen straffrei, wenn sich die Schwangere vor dem Abbruch hat beraten lassen. Diese Beratung durch anerkannte Beratungsstellen muss schriftlich dokumentiert werden. Caritas und SkF übernahmen im Bereich der katholischen Kirche die Schwangeren-Konfliktberatung. Im Jahr 1997 waren zum Beispiel mehr als 20.000 Frauen zu einer kirchlichen Beratungsstelle gekommen, rund 5.000 hatten sich nach der Beratung für das Kind entschieden. Jeder Hilfesuchenden war der Schein ausgestellt worden.

Unter den Bischöfen war die Haltung zu dieser Regelung sehr unterschiedlich. Schließlich wurde die Frage dem Papst zur Entscheidung vorgelegt. Er lehnte den deutschen Weg ab. Daraufhin stiegen nach und nach alle Bistümer aus der staatlichen Konfliktberatung aus. Bei den katholischen Laien war der Unmut groß.

Nach allen Erfahrungen der Beraterinnen war der Ausstieg der falsche Weg, ungeborenes Leben zu retten. Denn ohne die Möglichkeit, sich im Konflikt die Beratung bescheinigen zu lassen, kommen die hilfesuchenden Frauen nicht.

Am 24. September 1999 beschloss das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) unter dem Vorsitz des sächsischen Wissenschaftsministers Joachim Meyer einen katholischen aber nicht kirchlichen Verein zu gründen, der die Aufgaben von Caritas und SkF im Bereich der Schwangerenkonfliktberatung nach den staatlichen Vorgaben übernimmt. Prominente Laien gehörten zu den Gründungsmitgliedern, wie zum Beispiel Bundesminister a.D. Norbert Blüm, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, die Ministerpräsidenten Erwin Teufel und Bernhard Vogel. Erste Vorsitzende des neuen Vereins „donum vitae – Geschenk des Lebens“ wurde Rita Waschbüsch, frühere Sozialministerin des Saarlandes und Präsidentin des ZdK.

Die fünffache Mutter kämpfte engagiert für die Idee des Lebensschutzes. Ihre guten Kontakte zu Politikern und Politikerinnen aller Parteien, ihr Fachwissen und die Kenntnisse der bürokratischen Wege machten sie zur idealen Streiterin für den neuen Verein. Rita Waschbüsch war immer mit großem Elan bei der Arbeit, wenn es einmal irgendwo hakte.

Nach und nach entstanden auch in den verschiedenen Bundesländern Beratungsstellen. In unzähligen Verhandlungen mit den Landesregierungen erreichten die Vertreter und Vertreterinnen von donum vitae die finanzielle Unterstützung durch die verschiedenen Landesregierungen. Heute unterstützt zum Beispiel NRW die Beratungsarbeit zu 80%, Bayern sogar zu 95 %. Die deutschen Katholiken, Laien und auch viele Priester, lassen die Beratungsstellen nicht im Stich und unterstützen sie finanziell.

20 Jahre sind eine lange Zeit. Heute ist donum vitae ein willkommener Gesprächspartner für Bundes- und Landesregierungen. Kaum jemand hatte sich ein solches Erfolgsmodell vorstellen können. Bei der Jahrestagung am 13./14. September 2019 kandidierte Rita Waschbüsch nicht mehr für den Vorstand. Mit langanhaltendem Applaus wurde sie verabschiedet. Viele sehr persönliche Worte waren Ausdruck der großen Wertschätzung, die ihr entgegengebracht wurde. Gleichzeitig wurden Ursula Monheim, „Otti“ Geschka und Bert Degenhart verabschiedet. Der zweite Tag der Bundestagung in Karlsruhe begann mit einem eindrucksvollen Gottesdienst, den die Kölner Band Ohama musikalisch gestaltete.

Bundesvorstand 2019Als neuer Vorsitzender wurde Dr. Olav Tyllack aus Bayern gewählt, als Stellvertreterinnen Constanze Nattermann (Rheinland-Pfalz) und Angelika Knoll (Niedersachsen). Aus NRW gehört Thomas Quast dem Bundesvorstand an.

Das schwierige Verhältnis zwischen Bischöfen und donum vitae scheint sich zu entspannen. In einem Brief betonte Kardinal Marx ausdrücklich, dass sich auch donum vi tae für den Lebensschutz einsetzt und Erfolge in der Konfliktberatung erzielt. Die katholischen Bischöfe und das ZdK wollen im Gespräch bleiben und sich weiter austauschen.

Marie-Theres Ley
stellvertretende Vorsitzende donum vitae Köln e.V.

Über den Autor / die Autorin:
Marie-Theres Ley
Autor: Marie-Theres Ley
stellvertretende Vereinsvorsitzende
Weitere Beiträge dieses Autors:

Diese Artikel aus unserem BLOG könnten Sie auch interessieren:

Meine Gedanken zu Peter Paul Marré... Hin und wieder kommt es vor, dass eine Frau im Schwangerschaftskonflikt gerne mit einem Priester sprechen möchte. Pfarrer Marré stellte sich immer sofort zur Ve...

Statistik der Beratungsarbeit 2017... 860 Beratungsfälle -- 1.473 Beratungsgespräche -- 285 Informationskontakte  Im Berichtsjahr fanden 860 Erstberatungen statt, von denen auf die allgem...

Überlegungen zum § 219a Ausgangslage zum Schwangerschaftskonfliktgesetz... Die Regelung zum Schwangerschaftsabbruch in Deutschlandist sehr ausgereift  eine derartige Beratungsregelung verbindet auf geradezu ideale Weise das Selbst...

Notfonds: Wer schnell hilft, hilft doppelt... Diese alte Weisheit war für uns einer der Gründe für die Einrichtung des Notfonds. In der Beratungsarbeit nimmt die soziale Beratung einen großen Raum ein. Viel...

Vorstandswahlen auf der Mitgliederversammlung 2016... AllDank von der Vorsitzenden: Carola Blum überreicht der scheidenen Schatzmeisterin Ursula Huss einen prächtigen Blumenstrauße vier Jahre findet satzungsgemäß d...

Fortbildungen/Fachtagungen/Supervisionen in 2018 zur Qualitätssicherung... Die Beraterinnen nahmen im Jahr 2018 an folgenden Fortbildungen und Fachtagungen teil: „Zusatzfortbildung Schwangerschafskonfliktberatung – Sachthemenblock“ „...

CookieHinweis

[DE] Die auf dieser Website verwendeten Cookies dienen ausschließlich der technischen Bereitstellung des Webangebotes. | [EN] The cookies used on this website serve exclusively for the technical provision of the web offer.