Das Treffen fand statt am 29. August 2018. Anfang Mai hatten Marie-Theres Ley, Josef Winkelheide und ich als Vertreter von donum vitae Köln brieflich den Kölner Erzbischof um ein Gespräch gebeten. Ende Juni hatten wir diese Terminzusage erhalten. Im Erzbischöflichen Haus wurden wir von Kardinal Rainer Woelki empfangen, der noch Weihbischof Ansgar Puff dazu gebeten hatte.
Was war unser Beweggrund? Seit Jahresanfang 2018 hatte es für den Verein donum vitae ein Wechselbad der Gefühle gegeben aufgrund sehr unterschiedlicher Verlautbarungen aus Bischofskreisen, die über Presseberichte transportiert wurden. Erfreut durften wir lesen, dass Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, unsere Arbeit für den Lebensschutz anerkennend lobte und dankbar Gemeinsamkeiten zur kirchlichen Beratungspraxis betonte.
Enttäuscht mussten wir dagegen die Reaktion des Kölner Erzbistums zur Kenntnis nehmen, in der unser Verein von Weihbischof Puff weiterhin als „Vereinigung außerhalb der katholischen Kirche“ kritisiert wurde.
Uns ging es nun darum, dass wir miteinander sprechen anstatt übereinander via Presse.
Kirche und donum vitae sind sich einig in der Ablehnung von Abtreibung und dem Eintreten für das Lebensrecht ungeborener Kinder. Unterschiedlich ist die Vorgehensweise zur Erreichung dieses Ziels. Der Streit um den Beratungsschein ist unserer Meinung nach müßig. Katholische Gläubige, die sich seit dem Ausstieg der Kirche aus der gesetzlichen Schwangerschaftskonfliktberatung für donum vitae engagieren, betrachten es als ihre Gewissenspflicht, schwangere Frauen in dieser Situation nicht allein zu lassen, auch im Interesse der noch ungeborenen Kinder.
Diese Frauen suchen nämlich keine kirchliche Beratungsstelle mehr auf. Wir dürfen die mögliche Rettung konkreter Menschen nicht abstrakten Prinzipien (Vermeidung von „Zweideutigkeit“ o.ä.) opfern.
Donum vitae steht keineswegs „außerhalb der Kirche“. Es ist zwar kein kirchlicher oder kirchenamtlicher Verein, aber ein Verein von katholischen Laien. Ein solches Vereinsrecht hatte das 2. Vatikanische Konzil ausdrücklich bestätigt.
Donum vitae verstößt nicht gegen den katholischen Glauben oder ethische Normen der Kirche. Und im Laufe der Jahre durften deutschlandweit viele Tausende Kinder dank unserer Hilfe das Licht der Welt erblicken!
Das eineinhalbstündige Gespräch beim Erzbischof verlief in freundlicher Atmosphäre. An den jeweiligen Standpunkten zum Beratungsschein hat sich natürlich nichts geändert, das war auch nicht zu erwarten. Wir hoffen aber, dass aus Respekt vor der kirchenrechtlichen Situation und den Beratungserfolgen der katholischen Laienvereinigung donum vitae die ausgrenzende Formulierung „außerhalb der katholischen Kirche“ nicht mehr angewendet wird.
Carola Blum